Ein Familienroman – erzählt in Versicherungen, kündigt der Verlag Kathrin Bachs Debütroman auf der Rückenklappe an.
Genau das macht Bach: In Miniatur-Kapiteln liefert sie, die bislang als Lyrikerin reüssierte, pointierte Schnappschüsse über das Aufwachsen der Ich-Erzählerin in der hessischen Provinz als Einzelkind von einem Ehepaar, das die Hauptvertretung der örtlichen Versicherung innehat; über deren Hereinwachsen in die Versicherungsbranche dank familiärer Prägungen, über den Alltag in einem Elternhaus, das gleichzeitig Versicherungsbüro ist, in dem praktisch der ganze Ort ein und ausgeht.
Kathrin Bach tut dies in einer simplen Sprache, fast kokett wird der Text bisweilen mit Emojis angereichert. Aber nichts an diesem Roman ist einfach: Unter der heiteren, ja, oft ulkigen Oberfläche schlummern tief liegende Emotionen – existenzielle Ängste, die es ja auch gilt, mittels des Versicherungsgeschäfts zu beruhigen. Und wie nebenbei deckt Bach Mikroaggressionen und repressive Strukturen des Dorflebens auf, in dem der Wert der Arbeit über allem steht – etwa wenn es nach einer Mittagsessens-Szene heißt: „Danach arbeiten alle weiter. Jetzt sagt man nicht mehr Mahlzeit. Jetzt ist man leise.“
Und so funktioniert diese Lebensversicherung immer auf zwei Ebenen, die bis in die Wortbedeutung hinein funktionieren: Die Versicherung als Schutz vor Gefahren und die (Rück-)Versicherung über die eigene Existenz, die im Erzählen Schicht für Schicht mit höchster Präzision aufgezeigt wird.
Kathrin Bach: Lebensversicherung. Roman, AZUR im Verlag Voland & Quist, 240 Seiten, 24 €